Transparenz im Fonds: Was Asset-Manager zeigen wollen und was sie zeigen müssen
Wer einen Fonds kauft, braucht Vertrauen in die Fähigkeiten des Portfoliomanagements. Studien zeigen aber: Das haben die Deutschen nicht. Kein Wunder, denn der Blick ins Fondsdepot ist nur selten vollständig möglich. Aus diesen Gründen zieren sich die Asset-Manager – und das sagt die Bafin.
Viele Investoren haben beim Blick auf das eigene Depot nicht den kompletten Durchblick. Das hängt ausnahmsweise nicht mit fehlender Finanzbildung und der schlechten deutschen Investmentkultur zusammen, sondern bloß mit den geringen Offenlegungspflichten ihrer Fonds. Mit den Fonds geben die Investoren die Kontrolle bewusst ab – und lassen die Asset-Manager die Anlageentscheidungen treffen. Von den Bewegungen im Fondsportfolio bekommen Anleger deshalb nichts mit.
Wenig Transparenz – wenig Vertrauen?
Dafür braucht es Vertrauen. Aber das haben die Deutschen nicht. Laut der Anlegerstudie Earning Investors‘ Trust des CFA Institute zählen gerade deutsche Privatanleger zur skeptischen Art: Nur 34 Prozent glauben daran, dass ihr Portfolio in herausfordernden Marktphasen und Krisen erfolgreich gemanagt werden kann. Das ist im internationalen Vergleich ein katastrophaler Wert: Der globale Durchschnitt liegt bei knapp 50 Prozent. Auch das Vertrauen in die Finanzindustrie ist bei nur 28 Prozent der Deutschen vorhanden.
Mangelnde Transparenz zählt laut dem CFA Institute zu einer der Ursachen für das Misstrauen in die Finanzindustrie. Immerhin sei durch neue Anbieter wie Fintechs oder ETF-Gesellschaften die Branche ein bisschen durchsichtiger geworden, doch auf die genaue Sichtbarkeit von Fonds-Positionen müssen zumindest Privatanleger häufig verzichten.
„Wenn Privatanleger nur einen Fonds im Depot liegen haben, bewegt sich ihr Anteilspreis hoch und runter. Aber sie haben überhaupt gar kein Gefühl dafür, was da eigentlich genau im Hintergrund passiert“, sagt Martin Stürner, Fondsmanager des PEH EMPIRE und Vorstandsvorsitzender der PEH Wertpapier. Zwar legen viele Fondsanbieter die Top-10-Positionen der Fonds offen, was darüber hinaus und tagesaktuell passiert, bleibt den Investoren meist verborgen.
Fondspositionen bleiben versteckt
Da die Fonds als Sondervermögen gelten, ergibt sich nur eine eingeschränkte Offenlegungspflicht, erklärt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht gegenüber CAPinside: „Dies bedeutet, dass der Anleger eines Publikums-Sondervermögens durch die zu veröffentlichenden Berichte mindestens zweimal jährlich über die in seinem Fonds vorhandenen Vermögensgegenstände vollständig informiert wird.“
Alles über diese zweimalige Offenlegung im Jahr hinaus, also auch die weit verbreiteten Top-10-Positionen im Factsheet, ist für die Kapitalverwaltungsgesellschaften freiwillig. „Unbeschadet dessen ist es aus Gründen der Anlegergleichbehandlung allerdings nicht hinnehmbar, wenn Anleger ein und desselben Publikums-Investmentvermögens zu unterschiedlichen Zeiten oder in unterschiedlichem Ausmaß Kenntnis über die Vermögensgegenstände im Portfolio und deren Wertentwicklung erhalten“, merkt die Bafin auf Nachfrage an. Werden also institutionellen Anlegern aufgrund ihrer besonderen gesetzlichen Vorgaben mehr Informationen zu einem Publikumsfonds zur Verfügung gestellt, müssen auch private Investoren der gleichen Strategie Zugriff darauf haben.
Diese Gleichbehandlung hatte die Bafin 2015 erstmals gefordert. Seit März 2017 sollen die Fondsanbieter die Informationen beispielsweise auf einer passwortgesicherten Internetseite zur Verfügung stellen. Dass die Portfolios nicht direkt aufgezeigt werden, liegt daran, dass auch die Fondsbranche gute Gründe und berechtigte Zweifel an noch mehr Transparenz aufführt. Der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) befürchtete schon 2017 durch noch mehr Offenlegung einen Missbrauch der Informationen. So könnten etwa Dienstleister die Daten vertreiben, auch die Konkurrenz könnte bei den Wettbewerbern einen Blick in die Strategie werfen.
Freiwillige vor
Stürner und sein Team der PEH Wertpapier AG veröffentlichen täglich gegen 17 Uhr die aktuelle Positionierung des hauseigenen PEH EMPIRE auf Closing-Basis des Vortags. Damit ist der Fonds ein Vorreiter in Sachen Transparenz. Neben den Aktienpositionen ist sogar die Absicherung der Positionen öffentlich. Angst vor der Konkurrenz braucht zumindest Stürner trotzdem nicht haben: „Nachahmer haben nicht unsere Systematik. Mit der Absicherung würden sie immer ein bisschen hinterher hängen. Sie sehen auch nicht die Laufzeit der Absicherung und auf welchem Strike-Preis wir die Absicherung getätigt haben.“
Mit der Veröffentlichung der Daten will Stürner auch zeigen, dass sich das Management nicht ausruht: „Dadurch bekommt der Investor einfach ein besseres Gefühl dafür, dass wir wirklich etwas tun, dass wir Werte austauschen und dass wir etwa das Risiko und die Absicherung hoch- und runterfahren.“
Das Argument dürfte Wasser auf den Mühlen der Transparenzverfechter sein. Ob mehr Offenheit bei den Fonds allerdings wirklich das angeknackste Vertrauen der Deutschen in die Investmentbranche kitten würde, ist unklar. Einen Hinweis liefert allerdings die Beliebtheit des PEH EMPIRE. Das Volumen des Fonds hat sich seit Einführung der totalen Transparenz mehr als verdoppelt, und auch in der CAPinside-Community gehört der Fonds zu den meistgeklickten Produkten.