Guter Fondsmanager, schlechter Fondsmanager: Die Probleme mit der Performance-Persistenz
Martin Stürner kann eigentlich zufrieden sein. Seit Anfang Juli liegt nun auch ein 5-Jahres-Track-Record für den von ihm gemangten PEH EMPIRE vor. Die normalerweise vermögensverwaltende Mischfonds-Strategie konnte es während der vergangenen fünf Jahre in Sachen Performance sogar mit dem DAX aufnehmen, verzeichnete gleichzeitig aber eine signifikant niedrigere Volatilität. „Damit haben wir unser Ziel mehr als erreicht. Und dass dieser Erfolg nun auch im langfristigen Track Record sichtbar wird, macht es natürlich umso besser“, erklärt Stürner mit Blick auf die vergangenen fünf Jahre.
Dass Stürner überhaupt so einen großen Wert auf die fünf Jahre Track Record legt, ist eine der wohlbekannten Eigenheiten der Finanzbranche. Zwar ist überall und immer in Disclaimern und Hinweisen zu lesen, dass vergangene Wertentwicklungen keinen Hinweis oder gar eine Garantie für die zukünftige Entwicklung sind, doch trotzdem ist gerade für Asset-Manager wichtig, dass die in Factsheets oder bei Datenanbietern obligatorischen Felder für die Performance in den vergangenen ein, drei, fünf und manchmal sogar zehn Jahren ausgefüllt sind. Denn viele Investoren, so der Glaube, schauen noch immer auf diese Daten – trotz Disclaimer und diverser Hinweise, besonders bei aktiv gemanagten Fonds. „Je länger sich ein Fondsmanager beweist, desto mehr Vertrauen vermittelt das – dabei geht es vor allem um Kontinuität“, erklärt Stürner.
Gut wird nicht schlecht
Aber ist das wirklich gerechtfertigt? Oder verraten die Zahlen nicht vielleicht doch etwas? Die Kapitalmarktforschung streitet schon recht lange über die Frage rund um die Performance-Persistenz. Und sie kommt dabei mindestens genauso lange auf unterschiedliche Antworten. Besonders hartnäckig hielt sich aber eine Studie aus dem Jahr 1997. Ihre Aussage: Die Performance des Vorjahres helfe sehr wohl bei der Aussage darüber, wie ein Mischfonds im folgenden Jahr performt. „Der Kauf von Investmentfonds des besten Dezils des letzten Jahres und der Verkauf von Fonds des schlechtesten Dezils des letzten Jahres ergibt eine Rendite von acht Prozent pro Jahr“, schrieb Autor Mark M. Carhart über seine Studienergebnisse aus den Jahren 1963 bis 1993. Erklären konnte Carhart die Ergebnisse vor allem mit dem Momentum – fast fünf Prozent der Rendite kamen aus dieser Quelle.
Eine neue Studie widerlegt die Ergebnisse allerdings und legt nahe, dass die Effekte in den kurzen Zeitabständen bereits zur Zeit der Carhart-Studie langsam verschwanden. Demnach ergäbe es keinen Sinn mehr, die letztjährige Performance von Fonds auszuwerten. „Wenn überhaupt, scheint man in den letzten zwei Jahrzehnten etwas schlechter abzuschneiden, wenn man den vergangenen Renditen von Investmentfonds nachjagt“, sagt James Choi, Finanzprofessor an der Yale School of Management. „In den letzten 40 Jahren hat es das Carhart-Persistenz-Phänomen nicht gegeben, aber niemand hat untersucht, ob die Carhart-Ergebnisse für unsere heutigen Anlageentscheidungen noch relevant sind.“ Das sei jedoch fahrlässig, weil sich die Märkte in den letzten 30 Jahren extrem verändert hätten.
Auch wenn die Frage um die kurzfristige Persistenz über einen Zeitraum von einem Jahr also noch immer diskutiert wird, scheint es bei längeren Zeiträumen zumindest eine klare Tendenz zu geben: Schlechte Fonds bleiben langfristig schlecht. Das war bereits in der Carhart-Studie zu erkennen und wurde auch in den vergangenen Jahren durch weitere Untersuchungen bestätigt. Im Umkehrschluss sei eine Überperformance über einen längeren Zeitraum – wie in den von Stürner erreichten 5 Jahren – zwar kein Garant für eine weitere Überperformance, wohl aber ein Hinweis darauf, dass der Fonds zumindest nicht in eine Underperformance abrutschen dürfte.
Lieber Large, als unerfolgreich
Für die Experten des Finanzblogs Financial Pipeline, die nach eigenen Angaben allesamt aus der Finanzbranche stammen, ist die Sache recht klar: „Unserer Ansicht nach ist eine lange Erfolgsbilanz ein viel nützlicherer Anhaltspunkt als eine kurzfristige Fondsperformance, um die Wahrscheinlichkeit eines zukünftigen Erfolgs zu beurteilen.“ Gründe dafür seien die widersprüchlichen, eher aber Persistenz-verneinenden Studienergebnisse bei kurzfristigen Betrachtungszeiträumen: „Statistisch gesehen ist die Beziehung zwischen vergangener und zukünftiger Performance von Investmentfonds für längere Zeiträume am stärksten“, fassen die Experten zusammen. Zusätzlich würden sich Investmentrisiken über einen längeren Zeitraum reduzieren, in dem außerdem ganze Marktzyklen einberechnet werden können und sich zeitweise Überperformances wegen kurzfristig erfolgreicher Investmentstile neutralisieren. Eine andere Studie vom indischen Aktienmarkt deutet daraufhin, dass eine langfristig positive Persistenz eher bei Large Caps zu finden sei, weniger dagegen bei Mid Caps. Bei Small Caps ergab sich gar eine negative Persistenz. Klar ist aber auch: Wenn mehrere Studien schon über die Persistenz uneinig sind, lässt sich eine abschließende Antwort auch nicht in einem Artikel finden.
Für Fondsmanager Martin Stürner ist das inzwischen gefüllte Feld der Fünf-Jahres-Performance aber trotzdem wichtig – gerade weil auch er auf Large Caps und die von ihm selbst angesprochene Kontinuität setzt. „Das Ziel ist jetzt natürlich, diese Kontinuität weiter zu bestätigen, um einen ebenfalls positiven Track Record für zehn Jahre zu erhalten“, erklärt Stürner, der sich dafür gut aufgestellt sieht. Sein Argument sind die unzähligen Daten, die täglich ausgewertet werden und ihm damit durchgehend Hinweise für die richtige Allokation liefern – manchmal auf Mikro- und manchmal auf Makro- oder aber Sentiment-Ebene. „Wir wollen durch unseren systematischen Ansatz eben nicht auf gewisse Marktphasen oder gewisse Strategien setzen, sondern stets die richtige Allokation für einen langfristigen Erfolg finden.“ Die kommenden fünf Jahre werden zeigen, ob ihm das gelingt.