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Experten-Interview „Deutlich flexibler aufgestellt als andere“

August 4, 2019

PEH Wertpapier AG

Experten-Interview „Deutlich flexibler aufgestellt als andere“

Experten-Interview „Deutlich flexibler aufgestellt als andere“

Der PEH Empire überzeugt auch 2019 bislang mit einer guten Leistung. Im Interview erläutert Fondsmanager Martin Stürner, gleichzeitig Vorstandsvorsitzender der PEH Wertpapier AG, seine Anlagephilosophie und die aktuelle Allokation.

Herr Stürner, Sie haben mit der starken Performance im vergangenen Jahr die Latte sehr hoch gelegt. Wie ist die Zwischenbilanz in diesem Jahr?

Stürner: Natürlich gibt es immer Verbesserungsbedarf, aber insgesamt bin ich mit der Entwicklung seit Jahresbeginn, und zwar ein Plus von knapp 4 Prozent, sehr zufrieden. Wichtiger ist aber der Blick über einen längeren Zeitraum. Hier können wir auf Drei-Jahres-Sicht ein Plus von 31,5 Prozent vorweisen und damit die Peergroup abhängen.

Was sind die Gründe? Was machen Sie besser als die Konkurrenz?

Stürner: Ich weiß nicht genau, wie die Konkurrenz arbeitet, aber ich kann Ihnen sagen, was wir machen und wo ich vermute, wo der große Unterschied ist. In erster Linie liegt es aus meiner Sicht am aktiven Management, und ich meine damit wirklich aktiv. Während andere vielleicht die Allokationsquoten marginal verändern, haben wir die Freiheit, die Aktienquote sehr flexibel zu steuern und zwischen 0 und 100 Prozent zu variieren. Und diese Freiheit nutzen wir je nach Signallage.
 

Ist das der einzige Grund?

Stürner: Unser Konzept ist ja auf lang- mittel- und kurzfristigen Indikatoren aufgebaut. Und die Triebfeder unserer Performance ist, dass wir bei den Fristen nicht so sklavisch aufgestellt sind, das heißt beispielsweise ein Drittel langfristig, ein Drittel mittelfristig und ein Drittel kurzfristig. Wir haben stattdessen zusätzlich ein Risikomanagement-Prozess installiert, der uns signalisiert, welche der drei Fristen aktuell entscheidend ist. Im Herbst 2018 beispielsweise haben die kurzfristigen Indikatoren alles dominiert, was bei uns dazu geführt hat, dass wir komplett aus Aktien herausgegangen sind. Da sehe ich also den großen Unterschied: Dass wir innerhalb der Fristen deutlich flexibler aufgestellt sind als andere.
 

Kommen wir zur Allokation. Wie sind Sie aktuell positioniert?

Stürner: Wir sind derzeit zu 95 Prozent in Aktien investiert und das seit Ende Januar. Wie Sie wissen, sind wir 2018 so gut durchs Jahr gekommen, weil wir gegen Ende des Jahres die Aktienquote auf Null heruntergefahren haben. Der Start ins neue Jahr verlief dann zunächst schwierig, doch dann haben uns die Signale einen Wiedereinstieg angezeigt.
 

In welchen Regionen sind Sie vor allem investiert?

Stürner: Bis auf 7 Prozent stammen alle Titel aus den USA.
 

Was ist mit Anleihen? Wie hoch ist die Quote derzeit?

Stürner: Anleihen sind bis auf weiteres keine Assetklasse, in die wir investieren, da sie ein asymmetrisches Chance-Risiko-Potenzial aufweisen. Das gilt vor allem für europäische Anleihen. Sie scheiden bis auf weiteres ganz aus. Vielleicht kurz zur Einordnung: Wir gehen ja so vor, dass wir neben der Einzelauswertung der Fundamentaldaten natürlich auch immer das Chance-Risiko-Potenzial bewerten. Wenn es asymmetrisch ist, bedeutet das, dass das Risikopotenzial größer ist als das Chancepotenzial. Und dann investieren wir nicht.

Was ist mit Währungsanleihen?

Stürner: Die Signallage für den US-Dollar ist positiv. Das bedeutet, dass wir eigentlich in US-Anleihen investieren könnten. Die USA haben aber – zumindest noch – einen steigenden Zinstrend. Damit sind wir bei Chance Null und haben zusätzlich ein Risiko, wenn sich die Zinsseite noch weiter negativ entwickelt. Somit scheiden auch Währungsanleihen derzeit aus.
 

Welche Absicherungsinstrumente kommen im Fonds zum Einsatz?

Stürner: Wir nutzen Optionen für Einzelaktien, die tief im Geld sind, weil dort nach wie vor so gut wie keine Prämien drauf sind. Ich kann derzeit Aktienpositionen absichern mit 0,1 Prozent Kosten.
 

Welche Themen werden aus Ihrer Sicht in den nächsten Wochen und Monaten eine Rolle spielen?

Stürner: Per se sind wir ja bekanntlich prognosefrei. Wir arbeiten signalbasiert. Aber was man sagen kann, ist, dass die Wirtschaftsdaten in den USA, sowohl makro- als auch mikroökonomisch, nach wie vor nominal und relativ deutlich besser sind als im Rest der Welt. Das bedeutet für uns, dass die USA auf absehbarer Zeit in unserem Fonds ein Schwergewicht bleiben wird.

Was ist mit dem Rest der Welt? 

Stürner: Europa hat deutliche Probleme auf der Wachstumsseite, was dazu geführt hat, dass der DAX schon im Januar 2018 sein Hoch hatte und nicht wie in den USA erst im Oktober. Dieser Unterschied ist fundamental begründbar und es ist noch keine Trendwende erkennbar. Wir beobachten, wann wir die ersten Signale bekommen, um wieder Positionen in Europa aufzubauen, aber haben noch keine. Dagegen wird die Signallage in den Emerging Markets sichtbar besser. Einige Positionen haben wir schon aufgebaut, etwa in Alibaba und Baidu, die beide dem chinesischen Markt zugeordnet werden.

Generell legen Sie ja einen Schwerpunkt auf Techwerte. Sehen Sie da nicht das Problem eines Klumpenrisikos?

Stürner: Nein, ein Klumpenrisiko ergibt sich ja immer nur dann, wenn Sie davon ausgehen, dass demnächst salopp formuliert der Stecker gezogen wird und die Amazons, Microsofts und Apples dieser Welt plötzlich kein Geld mehr verdienen. Das Szenario ist für mich aber nicht greifbar und nicht vorstellbar. Hinzu kommt: Unser Risikomanagement-System arbeitet auf täglicher Basis und würde uns entsprechende Signale anzeigen. Unsere Signallage gibt es her, dass wir die Titel, die langfristig gute Perspektiven haben, und das hat ohne Zweifel der Technologie-Sektor, zwischenzeitlich absichern können.

Woher kommt die Präferenz für Techwerte? 

Stürner: Die Grundlage dieser Unternehmen, weiter zu wachsen, ist deutlich besser als in anderen Branchen der Fall. Die Veränderungsprozesse laufen mit einer gigantischen Geschwindigkeit. Wir sind mitten in der Revolution. Wir kriegen es nur nicht mit. Das bedeutet: In Technologiewerte zu investieren, bedeutet für mich kein Klumpenrisiko, sondern es ist für mich eher ein Risiko, dort nicht investiert zu sein.

Die starke Performance des Fonds dürfte positive Auswirkungen auf das Volumen haben. Wie schwer ist der PEH Empire aktuell?

Stürner: Aktuell hat der Fonds ein Volumen von knapp 70 Mio. Euro. Seit Juni vergangenen Jahres sehen wir deutliche Mittelzuflüsse.  
 

Gibt es ein Fondsvolumen, wo Sie die Bremse treten und kein Geld mehr annehmen würden, um die Anlagephilosophie nicht zu gefährden?

 Stürner: Nein, das sehe ich derzeit nicht. Schauen Sie sich nur unsere zehn größten Positionen an oder vielleicht gleich die 25 Positionen, in die wir derzeit investiert sind. Es handelt sich um nach Marktkapitalisierung sehr große, wenn nicht sogar die größten Titel. Und demzufolge können wir unsere Anlagepolitik auch mit einem deutlich größeren Volumen völlig unverändert umsetzen.

 

Quelle: Capinside