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„Eine starre Investmentstrategie funktioniert heute nicht mehr“

November 8, 2019

PEH Wertpapier AG

„Eine starre Investmentstrategie funktioniert heute nicht mehr“

Martin Stürner ist Vorstandsvorsitzender der PEH-Gruppe und erfolgreicher Manager des vermögensverwaltenden Aktienfonds PEH EMPIRE. Er erzählt im Interview, was ihn bewegt und was das Wesen seines Fonds ausmacht.

Herr Stürner, worauf kommt es heute an, um erfolgreich einen Aktienfonds zu managen?

Martin Stürner: Zum einen steht ein aktiver Managementansatz im Fokus. Wir passen die Aktienquote bei Bedarf täglich in der Bandbreite von 0 bis 100 Prozent an und können durch bestimmte Finanzinstrumente auch noch darüber hinausgehen. Ein regel- beziehungsweise systembasiertes Indikatorenmodell hilft uns beim Aktienauswahlprozess und der Investitionsgradsteuerung, und ebenso streben wir eine dynamische Gewichtung der Makro-, Mikro- und Sentiment-Indikatoren durch konsequente kurz-, mittel- und langfristige Optimierungsprozesse an. Ein zusätzlicher Risikomanagementprozess überwacht das Chancen-/Risikoprofil und passt die Portfolioallokation an.

Der PEH EMPIRE ist seit 1998 am Markt, aber hat seit Sommer 2016 eine besondere Erfolgsstory geschrieben. Was haben Sie seitdem anders gemacht?

Martin Stürner: Der PEH EMPIRE war schon früher gerade in Abwärtsphasen sehr erfolgreich. Seit Mitte 2016 setzen wir unseren aktiven Managementansatz um. Eines lässt sich festhalten: Eine starre, unflexible Investmentstrategie funktioniert in der heutigen Zeit nicht mehr. Wer sich auf ein einmal festgelegtes System mit einer fixen Interpretation und Gewichtung der Indikatoren verlässt, kommt häufig unter die Räder. Denn ein solches System birgt große Risiken, künftig Performance-Potenziale zu verschlafen oder gar Verluste einzufahren. Entscheidend ist zu erkennen, zu welchem Zeitpunkt welcher Indikator die größte Bedeutung hat und darauf entsprechend zu reagieren. Hatte beispielsweise vor einigen Jahren noch der Indikator „Geldmenge“ eine große Bedeutung im System des Fonds, ist er im aktuellen Umfeld nur eine Randerscheinung. Künftig kann sich das auch wieder ändern. Auch die Fundamentaldaten von Unternehmen spielen in dem System zeitweise eine untergeordnete Rolle. Markt- und Sentiment-Indikatoren dominieren dann eindeutig das Geschehen – ein Beleg für die hohe Volatilität an den Märkten. Für uns spielt zum Beispiel die regelmäßige Überprüfung der Gewichtung der Indikatoren eine wichtige Rolle. Täglich wertet das System tausende Daten aus, um schnell reagieren zu können.

Sie steuern die Aktienquote wie beschrieben ausgehend von zahlreichen Indikatoren sehr dynamisch. Wie entscheiden Sie sich für die Gewichtung der Einzelwerte?

Martin Stürner: Auf Grundlage aller Makro- und Mikrodaten erstellt unsere Künstliche Intelligenz nach einem Bottom-up-Prinzip eine Auswertung innerhalb unseres Investmentuniversums. Je besser dieser Score, umso höher die Gewichtung der einzelnen Werte.

Warum haben Sie sich gerade für Blue Chips als Kerninvestment entschieden?

Martin Stürner: Der PEH EMPIRE hat die weltweit größten börsennotierten Unternehmen mit einer aktuell durchschnittlichen Marktkapitalisierung von etwa 240 Milliarden Euro im Fokus. Zum einen können wir dadurch zu jeder Zeit Liquidität für den Investor gewährleisten, weil die Wertpapiere immer an allen Börsen handelbar sind. Zum anderen können wir sehr kostengünstig Absicherungen über „Deep-in-the-Money-Put-Optionen“ umsetzen.

Sind diese großen Werte aufgrund ihrer Beliebtheit nicht zu teuer für Anleger?

Martin Stürner: Nein, diese Werte sind derzeit nicht zu teuer, ganz im Gegenteil. Denn gerade bei Technologiewerten mit dynamischem Gewinnwachstum passen die klassischen Bewertungsgrößen nicht immer. So hat Amazon in 2015 ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 500 aufzuweisen. Trotzdem ist die Aktie in den Folgejahren um 600 Prozent gestiegen.

Sehen Sie US-Tech-Werte weiterhin als Motor der Wirtschafts- und der Börsenentwicklung?

Martin Stürner: Absolut. Gerade Themen wie Disruptive Technologien, Digitalisierung und das Internet of Things werden positive Impulse bringen. Wir sind erst am Anfang der technologischen Revolution. Unsere Portfoliounternehmen haben sich in diesem Markt bereits positioniert, und wir schauen uns deren Entwicklungen und Innovationen genau an.

Welche Rolle können geopolitische Entwicklungen für die Performance der US-Tech-Werte spielen?

Martin Stürner: Exogene Schocks können zwar kurzfristig negative Einflüsse bringen, aber der technologische Wandel wird letztlich nicht dadurch aufgehalten werden können. Auf Dauer sind diese großen Unternehmen durch ihre innovativen Geschäftsmodelle weniger stark von Fragen wie dem Brexit abhängig.

Wie schätzen Sie die Aussichten für das vierte Quartal ein? Droht uns eine Wiederholung von 2018?

Martin Stürner: Grundsätzlich arbeiten wir prognosefrei, das heißt, wir stützen uns nicht auf Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung. Dieser Ansatz des PEH EMPIRE bedeutet dementsprechend, dass Vorhersagen, Zukunftseinschätzungen etc. für die Anlageentscheidungen keine Bedeutung besitzen. Maßgeblich ist allein die aktuelle Datenanalyse, die wir kontinuierlich durchführen. Dennoch: Die aktuelle Datenlage deutet darauf hin, dass die langfristigen Aufwärtstrends an den internationalen Aktienmärkten weiter Bestand haben.

 

Quelle: CAPinside