Der Klassiker namens Mischfonds – können die Strategien in der heutigen Zeit noch mithalten?
Mischfonds galten in den 2010er Jahren als unangefochtener Verkaufsschlager, in den vergangenen Jahren nahm das Wachstumstempo aber etwas ab. Die Probleme werden größer und erfordern ein Umdenken bei Multi-Asset-Strategien. Was die Disruption und Algorithmen damit zu tun haben – und warum Flexibilität zum Trumpf wird.
Misch- und Multi-Asset-Fonds waren im letzten Jahrzehnt in Europa ein Verkaufsschlager. Die Zuflüsse nahmen nach der Finanzkrise stetig zu, wie auch Ali Masarwah, Chefredakteur für Deutschland bei Morningstar, mit Blick auf das vergangene Jahrzehnt analysierte: „Zählt man die Hedgefonds-ähnlichen Multistrategiefonds hinzu, die typischerweise verschiedene alternative Strategien auf sich vereinen und somit funktional ebenfalls als Mischfonds zu zählen sind, dann wird die Bedeutung von Mischfonds in Europa noch größer.“ Nur: Mischfonds bekommen inzwischen Probleme. Und die haben bereits Auswirkungen.
Masarwah stellte bei seiner Analyse eine leicht verlangsamte Nachfrage seit Mitte der 2010er Jahre fest – niedrigere Renditen nebst und wegen des allumfassenden Niedrigzins dürften der Grund sein. „Die sich abschwächende Nachfrage im vergangenen Jahr wirft die Frage auf, ob die Helden von gestern perspektivisch noch dieselbe Rolle für Anleger und Berater spielen werden wie in den vergangenen zehn Jahren“, analysierte Masarwah in der Retrospektive auf die 2010er-Jahre – und dürfte damit einen wunden Punkt ansprechen.
Disruption versus klassische Multi-Asset-Konstruktionen
Mischfonds müssen sich umorientieren. Durch die niedrigen Zinsniveaus fällt das Asset Anleihen zumindest für die Renditegenerierung weg. Höhere Aktienquoten sind deswegen in den letzten Jahren immer wieder zu beobachten. Auch jahrelang festgefahrene Paradigmen der Asset-Allokation wie das 60:40-Portfolio sind nicht mehr zeitgemäß, wie etwa die Bank of America, JP Morgan oder Schroders in unterschiedlichen Studien feststellten. Untersuchungen von PWC zeigen zudem, dass die Disruptionsgeschwindigkeit in der gesamten Finanzbranche exponentiell schnell steigt. „Die Finanzwelt dreht sich immer schneller. Und wenn sie sich schnell ändert, müssen Multi-Asset-Strategien Schritt halten“, sagt Martin Stürner, Vorstand der Wertpapier AG, der mit dem PEH EMPIRE ebenfalls eine Multi-Asset-Strategie verwaltet.
Das Problem: Viele Multi-Asset-Strategien sind nach einem klassischen Muster aufgebaut. Larry Cao, Senior Director of Industry Research beim CFA Institute, stellte mit Blick auf die Konstruktion von Multi-Asset-Strategien im Jahr 2015 noch klar: „Die erste Frage ist, welche Teile in das Puzzle gehören – mit anderen Worten, welche Anlageklassen sollten Sie einbeziehen?“ Das widerspricht aber eben der Erkenntnis, dass die Disruption in der Finanzbranche massiv an Fahrt aufnimmt und sich so etwa auch die Funktion, Verfügbarkeit und Chancen von Anlageklassen verändert – oder ganz neue Allokationsmöglichkeiten schafft. Das Festlegen von Anlageklassen oder Quoten dürfte damit überholt sein.
Einige Fondsmanager haben das erkannt. Martin Stürner hat wegen der geringen Anleiherenditen voll auf Aktien umgesattelt und begrenzt das Risiko mit Futures und Derivaten. Damit hat er sich zwar von einem klassischen Multi-Asset-Ansatz verabschiedet, seinem vermögensverwaltenden Ansatz wird er aber gerecht. Im Corona-Jahr erreichte der PEH EMPIRE eine überdurchschnittliche Rendite bei einem maximalen Drawdown von knapp unter 15 Prozent. Auch im CAPinside-Ranking belegt der PEH EMPIRE in seiner Peergroup für systematische und strategische Strategiefonds mit einer globalen Multi-Asset-Strategie einen Spitzenplatz, das Rendite-Risiko-Verhältnis überzeugt.
Flexibel aufgestellt
Stürner zeigt damit: Flexibilität zahlt sich aus. Und auf die setzt der Fondsmanager eben auch besonders, wie er gegenüber CAPinside erklärt: „Wir sind kein Technologiefonds, kein Themen- oder Branchenfonds. Wir sind ein Fonds, der die besten Rendite-Risiko-Profile sucht.“ Dafür behält sich Stürner eine flexible Aktienquote vor, auch die Titelauswahl ist flexibel. Der vermögensverwaltende Ansatz werde auf Grund der aktiven Quotensteuerung trotzdem nicht aus dem Blick verloren, berichtet der Fondsmanager.
Das Modell, auf dem Stürner seinen Multi-Asset-Ansatz aufbaut, hat tatsächlich nicht mehr viel mit 60:40-Quoten zu tun. Vielmehr wird der PEH EMPIRE auf Basis eines quantitativen Algorithmus‘ gebildet, das alle vorhandenen Mikro-, Makro- und Sentiment-Daten auswertet und so alle Entwicklungen des Marktes abdeckt. „Käme plötzlich wieder Value Investing auf oder wird sich in den Vordergrund drängen, werden das unsere Scorings erkennen und anzeigen. Und dann wird der EMPIRE auch in der Struktur anders aussehen“, erklärt Stürner und ergänzt: „Inzwischen sind im Übrigen manche Technologiewerte auch als Value-Werte zu betrachten. Sie haben sich aufgrund ihrer Marktpositionen zu extremen Cash-Maschinen entwickelt.“
Was Stürner mit seinem flexiblen Ansatz also schon einige Jahre betreibt, wird dem schnellen Tempo und dem Niedrigzins-Problem gerecht. Von den alten Normen hat sich Stürner verabschiedet – es bleibt die Frage, ob die Konkurrenz nachziehen kann oder an alten Strukturen festhält.