Aktien-Bewertungen: Warum Geiz nicht unbedingt immer geil ist
Aktien-Bewertungen: Warum Geiz nicht unbedingt immer geil ist
PEH Wertpapier AG
Aktien-Bewertungen: Warum Geiz nicht unbedingt immer geil istDie Bewertungsniveaus an den Börsen steigen, die Diskussion über günstige und teure Kurs-Gewinn-Verhältnisse ist wieder entflammt. Günstig ist doch eigentlich auch gut – aber gilt das auch am Aktienmarkt?
Die Bewertungsspanne im amerikanischen Standardindex S&P 500 ist so groß, wie seit dem Höhepunkt der Dotcom-Blase nicht mehr. Diese Nachricht ging jüngst durch die internationalen Börsen-Gazetten. Goldman Sachs habe, so schreibt es das traditionsreiche Wirtschaftsmagazin Fortune, selbst innerhalb der einzelnen Sektoren die große Bewertungslücke aufgespürt. So waren die teuersten 20 Prozent der jeweiligen Sektoren mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von durchschnittlich 27 bewertet, während das untere Fünftel bei einem Wert von Neun lag.
Schnäppchen taugen nicht immer
Damit entbrannte an den Handelsplätzen der Welt wieder die Bewertungsdiskussion, die schon seit Jahren die Branche umtreibt. Denn prominente Aktien mit hohen Bewertungen gab es in den letzten Jahren immer wieder. Bestes Beispiel ist Amazon. „Es gibt in dieser Auseinandersetzung noch immer Marktteilnehmer, die ausschließlich das extreme Value Investing und vor allem niedrige Kurs-Gewinn-Verhältnisse predigen“, erklärt Martin Stürner, Fondsmanager und Vorstandsvorsitzender der PEH Wertpapier AG.
Er und sein Research-Team trieben diesen Ansatz auf die Spitze und suchten sich deshalb vor einigen Monaten die fünf Unternehmen aus den 150 größten Konzernen, die 2015 am niedrigsten bewertet waren. Die Wahl fiel aufgrund der niedrigen Bewertung auf Citigroup, Micron, IBM und GlaxoSmithKline. Die Performance der Aktien seit 2015 war bis jetzt allenfalls solide.
Bewertungen sind nicht alles
Bei einem Blick auf die Rendite der damals am höchsten bewerteten Unternehmen ist ein gewaltiger Unterschied zu erkennen. Die Kurse von Amazon, Facebook, Adobe und Royal Dutch Shell schlugen die Renditen der vermeintlich günstigeren Aktien teilweise klar. „Amazon hatte 2015 ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 500, war damit eigentlich ein klassischer Growth-Wert und trotzdem noch vermeintlich teuer. Die Aktie hat aber seitdem die beste Performance abgeliefert“, erklärt Stürner. Während die Amazon-Aktie seit Anfang 2015 um fast 1.000 Prozent gestiegen ist, schlagen auch die anderen Aktien den Top-Performer der günstigen Konkurrenz – außer Shell.
„Es ist also nicht einfach so, dass sich die günstigsten Aktien klar durchsetzen werden. Nur die teuersten Aktien zu kaufen, ist allerdings genauso wenig sinnvoll“, erklärt Stürner den Gedanken hinter dem kleinen Rechenexperiment. Die Bewertung sei trotz der immer wieder entflammenden Diskussionen nicht maßgeblich. Sichtbar wird das eben besonders an Amazon. „Amazon war schon 2015 eine der teuersten Aktien und hat trotzdem eine Wahnsinnsentwicklung abgeliefert. Das liegt am sehr dynamischen Wachstum“, erklärt Martin Stürner. Die enorme Aktienentwicklung trieb natürlich wiederum das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Das sei allerdings zurecht geschehen, meint Stürner: „Der Markt traut Unternehmen wie Amazon aufgrund ihrer Marktposition eben zu, dieses Wachstum zu halten und vielleicht sogar auszubauen.“
Vergleichen lohnt sich
Bei der Aktienauswahl sind für den Experten deswegen neben der Bewertung noch viele andere Faktoren entscheidend, etwa das Makro-Umfeld, weitere Fundamentaldaten oder Sentiment-Indikatoren. Auch das Geschäftsmodell ist häufig entscheidend, wie bei Amazon deutlich wurde. Aus diesem Grund integrieren Stürner und sein Team all diese Faktoren in das Management ihres Fonds PEH EMPIRE: „Bei uns fließen täglich zigtausende Daten in den Auswahlprozess mit ein. Die Bewertung der Aktien ist davon nur ein einziger Datenpunkt.“ Die Diskussion um Bewertungsniveaus wird damit umschifft – aber eben auch nicht ausgeblendet.
Quelle: CAPinside
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