Im Corona-Crashtest konnte die von Martin Stürner gemanagte Multi Asset Strategie “PEH EMPIRE” den Wettbewerb eindrucksvoll auf Distanz halten: Wie ihm das gelungen ist, was 40.000 Datensätze damit zu tun haben und warum er nicht viel von “Bauchgefühl”-Entscheidungen hält, verrät der CEO der PEH Wertpapier AG im Interview mit e-fundresearch.com.
e-fundresearch.com: Herr Stürner, im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern im Bereich der flexiblen Multi Asset Strategien hat der von Ihnen gemanagte PEH EMPIRE (ISIN: LU0385490817) die Aktienquote auch tatsächlich sehr flexibel und vor allem rechtzeitig gesteuert – Drawdowns konnten entsprechend gut begrenzt werden. Warum ist Ihnen das so gut gelungen?
Martin Stürner: Wir haben in der Tat den Gesamtmarkt einmal mehr ganz deutlich geschlagen. Im Crashmonat Februar ist der PEH EMPIRE mit minus 6 Prozent extrem glimpflich davongekommen und seit Jahresbeginn liegen wir sogar im Plus (0,4 Prozent, Stand 24.4.20). Das heißt, wir sind verlustfrei durch den Börsencrash gekommen, während der DAX seit Jahresanfang noch über 20 Prozent im Minus liegt. Dieser Erfolg basiert weder auf genialen Einzelfallentscheidungen des Fondsmanagements noch auf irgendwelchen Geheimdaten. Wir setzen unseren regelbasierten aber flexiblen Investmentansatz schlicht konsequent um. Wir werten täglich eine Masse an Wirtschafts-, Fundamental- und Sentimentdaten – im Schnitt 40.000 Datensätze – mit Hilfe von künstlicher Intelligenz aus. Die Daten lassen sich in Indikatorenbündel zusammenfassen, die von unserem Scoring-Modell abhängig von ihrer aktuellen Aussagekraft unterschiedlich gewichtet werden. Die Aktienquote passen wir dann der Signallage an. So haben wir in den letzten beiden Februarwochen, als die globalen Börsen extreme Verluste in kürzester Zeit erlitten, die Aktienquote auf bis zu 28 Prozent reduziert, da die Sentiment-Indikatoren, die zu dieser Zeit übergewichtet waren, eine verringerte Dynamik an den Aktienmärkten signalisiert haben. Wir haben die Aktien dann rasch mit Put-Optionen abgesichert. Im März haben wir die Aktienquote dann wieder auf 60 Prozent hochgefahren.
e-fundresearch.com: Handelt es sich bei der Coronakrise um die Ausnahme oder hat Ihre Strategie auch in anderen Korrekturphasen bereits ähnlichen relativen Mehrwert liefern können? Beispielsweise ist das vierte Quartal 2018 auch noch vielen Marktteilnehmern negativ in Erinnerung…
“Dass dieser Erfolg keine Eintagsfliege war, konnten wir im aktuellen Crash sehr gut zeigen.“
Martin Stürner: Das vierte Quartal 2018 ist Lieblingsbeispiel für die Leistungsfähigkeit unseres Ansatzes. Da verlief die Entwicklung quasi lehrbuchmäßig: Als der Kursabsturz begann, hatten wir unsere Aktienquote zuvor auf null reduziert, weil alle Indikatorenbündel Gefahr signalisiert haben – Mikro, Makro und Sentiment gleichermaßen. Die Performance des PEH EMPIRE betrug im vierten Quartal 2018 1,1 Prozent, während der DAX in dieser Zeit um 15 Prozent nachgab. Insgesamt betrug die Performance des PEH EMPIRE im schwierigen Börsenjahr 2018 6,2 Prozent. Der DAX hat in dem Jahr 18,3 Prozent und der EURO STOXX 50 14,3 Prozent verloren. Dass dieser Erfolg keine Eintagsfliege war, konnten wir im aktuellen Crash sehr gut zeigen.
e-fundresearch.com: Künstliche Intelligenz klingt für viele Anleger nach Blackbox: Können Sie uns konkrete Beispiele geben, welche Indikatoren hier verarbeitet werden?
Martin Stürner: Angesichts der täglichen Flut an Nachrichten, die sich nun durch die Coronakrise verstärkt hat, wird man als Fondsmanager gern dazu verleitet, von den vielen Informationen bei seinen Anlageentscheidungen beeinflusst zu werden und auch emotional zu reagieren. Durch den Einsatz künstlicher Intelligenz werden die Emotionen ausgeschaltet und allein die Daten berücksichtigt, die wir dem System „zufüttern“. Beispiele für Indikatoren sind das Gewinn- und Umsatzwachstum auf Fundamentalebene, die Inflationsrate auf Makroebene und die Kursbewegungen auf Sentimentseite.
e-fundresearch.com: Nicht, dass es in irgendeiner Weise wünschenswert gewesen wäre, aber hätten Sie theoretisch die Möglichkeit gehabt, dieses Signal zu ignorieren (“overrulen”) und mit höherer Aktienquote in den Bärenmarkt zu starten?
“Ich habe mir abgewöhnt, klüger als der Computer sein zu wollen…“
Martin Stürner: Als langjähriger Fondsmanager – ich mache den Job mittlerweile seit fast 40 Jahren –weiß ich, dass es nicht klug ist, seinem Bauchgefühl zu vertrauen. Ich habe das neue regelbasierte System konzipiert, um eben systematisch anzulegen und mich nicht von Tageslaunen beeinflussen zu lassen. Unser flexibles Anlagesystem ermöglicht es uns ohnehin, frühzeitig auf Marktveränderungen reagieren zu können und in den Markt ein- oder auszusteigen, wenn es die Daten signalisieren. Ich habe mir abgewöhnt, klüger als der Computer sein zu wollen und das funktioniert sehr gut – auch wenn es für das eigene Ego manchmal natürlich eine harte Probe darstellt (lacht).
Performance-Entwicklung: PEH EMPIRE (ISIN: LU0385490817) vs. Peer Group-Durchschnitt
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