CAPinside-Investment Summit:
Das Glas ist halb voll
„Asset-Allokation in der Krise“
lautete der Titel des ersten virtuellen CAPinside Investment Summit, bei dem vier namhafte Kapitalmarkt-Experten Rede und Antwort standen. Die Runde am Mittwoch war sich weitgehend einig: Krise ja, aber die Chancen überwiegen. Am Donnerstag geht es weiter mit dem internationalen Blick auf die Märkte.
Sechs Tage. Sechs Calls. Eine Einordnung der Lage an den Finanzmärkten von führenden Investment-Experten. So lautet das Konzept des virtuellen CAPinside Investment Summit. Und zum Auftakt am Mittwoch ging es um „Asset-Allokation in der Krise“. Aus München, Frankfurt, Düsseldorf und Hamburg waren die Diskutanten in dem von CAPinside-CMO Markus Hujara moderierten Panel zugeschaltet.
Natürlich waren dieCorona-Pandemie und die Folgen für Konjunktur und Finanzmärkte die beherrschenden Themen. Doch die vier Kapitalmarkt-Experten zeigten sich überraschenderweise überwiegend bullish. „Das Schlimmste ist vorüber“, sagte etwa Martin Stürner, CEO und Fondsmanager bei PEH, und berichtete, dass er jüngst die Investitionsquote in seiner Strategie von 30 auf 45 Prozent hochgefahren hat. Auch Matthias Born, Head of Investments & CIO Equities bei Berenberg, zeigte sich vorsichtig optimistisch: Das Paniklevel befinde sich zwar auf einem Extremniveau, doch gerade jetzt würden sich gute Chancen bieten. Es sei zwar kurzfristig extrem schwierig zu beurteilen, wohin die Reise gehe. Aber die Tiefstände könnten sich im Nachhinein als sehr gute Kaufgelegenheiten erweisen. „Es sind aktuell gute Zeiten, sich über Aktieninvestments Gedanken zu machen.“
Psychologie prägt das Geschehen an den Finanzmärkten
„Wir sind in einer stark von der Psychologie dominierten Marktphase“, sagte Jörg Scherer, Technischer Analyst bei HSBC. Doch das extrem hohe Maß an Volatilität ermögliche attraktive Produktkonditionen. „So können Anleger mit strukturierten Produkten auch in Seitwärts- und leicht fallenden Märkten profitieren“, erläuterte der Chartanalyst und verwies darauf, dass von den 160 analysierten Unternehmen aus dem DAX, MDAX und SDAX derzeit gerade einmal 2,5 Prozent ein positives Moment aufweisen würden. Und lediglich 4,4 Prozent der Titel notiere oberhalb der 200-Tageslinie. „Das sind noch nie dagewesene Extremwerte.“
Andreas Schwichtenberg, Portfoliomanager von HM Trust empfahl, die Investitionsquoten an der derzeit hohen Volatilität anzupassen: „Gehen Sie vorsichtig in den Markt und arbeiten Sie mit Stopp-Loss-Ordern“, lautete seine Empfehlung. Mit solchen Ordern kann bekanntlich der Anleger einen Kurs unterhalb der aktuellen Notierung bestimmen, bei dem ein Verkaufsauftrag für das Papier ausgelöst werden soll. Der Sinn dahinter: So kann der Anleger bereits erzielte Gewinne sichern und Verluste begrenzen. Eine Strategie, die nach Aussage des Portfoliomanagers zuletzt auch bei HM Trust gut funktioniert hat.
Einige Branchen könnten profitieren
Kapitalmarkt-Stratege Born riet dazu, Unternehmen nicht alle über einen Kamm zu scheren, sondern nach Branchen und Verschuldungsgrad genau zu differenzieren. Durch das Corona-Virus seien Banken, Zykliker sowie Unternehmen aus den Sektoren Öl und Reise/Tourismus besonders unter die Räder gekommen. Profitieren könnten in der Zukunft Börsenbetreiber, Online-Firmen, der Tech-Sektor sowie differenziert auch Healthcare-Titel.
Wie Born mahnte auch PEH-Experte Stürner dazu, sich bei der Anlageentscheidung nicht von Emotionen leiten zu lassen. Helfen könnten neben einem aktiven und regelbasierten Management vor allem auch Absicherungsstrategien wie Futures oder Optionen wie Short-Puts, sagte Stürner.
Uneinig waren sich die Diskutanten, ob die bisherigen Maßnahmen und Entscheidungen der Politik ausreichen, um die Krise in den Griff zu bekommen. Während Scherer und Stürner sich zufrieden zeigten, kritisierte Schwichtenberg, dass die Entscheidungsträger zu defensiv agieren würden: „Wir vermissen so etwas wie den Draghi-Put. Wenn das geschehen würde, kommt das Vertrauen der Marktteilnehmer schnell wieder.“