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Blick in den Maschinenraum eines Mischfonds: Welche Branchen und Aktien werden aktuell bevorzugt und welche abgesichert?

2 Mai, 2022

PEH Wertpapier AG

Blick in den Maschinenraum eines Mischfonds: Welche Branchen und Aktien werden aktuell bevorzugt und welche abgesichert?

Viele Fondsmanager halten sich leider sehr bedeckt, wenn es um die konkreten Veränderungen im Portfolio geht. Die aktuelle Zusammensetzung wird zwar in der Regel veröffentlicht, aber die Gründe für die Aufnahme neuer Positionen im Aktienkorb oder den Rauswurf bestimmter Aktien aus dem Portfolio bleiben dem interessierten Anleger meist verborgen. Gerade in den aktuellen Kriegs- und Krisenzeiten ist es besonders interessant, wie Fondsmanager auf die großen Herausforderungen bei der Zusammensetzung des Portfolios reagieren. Wie erfolgt die professionelle Auswahl und Neugewichtung der Positionen und der Absicherungen?

Ein Musterbeispiel in Sachen Transparenz ist der Mischfonds PEH EMPIRE, der von Martin Stürner, Vorstand der PEH Wertpapier AG, gesteuert wird. Er gewährt uns im Folgenden einen detaillierten Einblick in die Schaltzentrale des Fonds und verrät, welche Branchen und Unternehmen in den letzten Wochen aus welchen Gründen neu gewichtet wurden, welche Aktien er aktuell besonders stark mit Puts absichert und welche komplett aus dem Portfolio des Fonds fallen.

Negative Signale von der Sentiment-Seite

Die Aktienquote des PEH EMPIRE wurde im März erst auf 30 Prozent vermindert, danach sukzessive auf 70 Prozent erhöht und steht mittlerweile wieder bei 40 Prozent. Die Gründe für das Auf und Ab sind in den drei Scores begründet, mit denen der KI-gesteuerte Fonds arbeitet: Mikro (u.a. Gewinndynamik, Dividendenrendite und Bewertungsniveau), Makro (wie Geld- und Fiskalpolitik und Inflation) sowie Sentiment (Früh-, Markt- und Stimmungsindikatoren). Vor allem negative Signale von der Sentiment-Seite sind dafür verantwortlich, dass die Aktienquote erneut deutlich reduziert wurde und es laut Martin Stürner voraussichtlich noch ein wenig weiter nach unten gehen wird.

Die Aktienpositionen des Mischfonds PEH EMPIRE werden mit Puts abgesichert. Dies ist bereits im Jahr 2018 sehr gut gelungen, als die Märkte wegkippten, aber der Mischfonds aufgrund der Absicherungen stabil blieb. Aktuell erfolgt die Absicherung sehr massiv im Bereich der Technologieaktien. Die Halbleiterbranche, aber auch die Positionen der “Big Player” der Tech-Branche wie Apple, Alphabet und Amazon, die auch schon mal einen Anteil von sechs bis acht Prozent im Portfolio des PEH EMPIRE einnahmen, werden von Stürner entsprechend gehedged, wenn das Sentiment negativ wird: “Man muss sich das Ganze wie ein Stufenmodell vorstellen. Es kippt momentan ein Titel nach dem anderem heraus, wenn sich das Sentiment massiv verschlechtert. Wir liegen bei den großen Technologieunternehmen in unserem Fonds momentan nur noch bei einem Anteil von 1,5 bis maximal drei Prozent. Das sind die großen Shifts, die in den letzten vier bis sechs Wochen passiert sind. Die Stabilität kommt über das Hedgen.”

Gute Aussichten: Pharma & Healthcare, Automobile und Einzelhandel

Besser entwickelt haben sich auf der Sentiment-Seite die Branchen Pharma und Healthcare. Daher wurden diese Sektoren beim PEH EMPIRE weniger stark zurückgefahren als andere. Sehr gute Aussichten sieht Martin Stürner vor allem in den Branchen Einzelhandel und Getränke, die stabile Zahlen und starke Fundamentaldaten vorlegen. Beide Branchen werden durch das Konsumverhalten positiv unterstützt, haben ein gutes Sentiment und gelten als Defensivwerte. Ein Beispiel hierfür ist Coca Cola als eine der größeren Positionen im PEH EMPIRE, die erst kürzlich ein neues All Time High erreichte.

Auch die Automobilunternehmen halten sich recht stabil. Zwar gingen die Mikro-Scores beispielsweise bei Tesla und Toyota deutlich nach oben, so dass die Quoten eigentlich hochgefahren werden müssten, aber das Sentiment hält dies noch zurück. BMW wurde sogar neu in den Mischfonds aufgenommen, da hier zum ersten Mal seit langem ein Kaufsignal auf der Seite des Scorings erfolgte.


SAP, IBM und Walt Disney auf Null zurückgefahren

Andere Aktienpositionen wie beispielsweise SAP, IBM oder Walt Disney wurden hingegen netto auf Null zurückgefahren. Bei Walt Disney macht Martin Stürner auf den Branchen-Zusammenhang mit Netflix aufmerksam: “Hier sagt das System “be careful”. Wir haben folgenden Effekt: Netflix hat zwar die Earnings übertroffen, aber die Userzahlen sind erneut nicht so gewachsen, wie es der Markt erwartet hat. Daher hat Netflix nach den letzten Quartalszahlen 30 Prozent verloren und auch Walt Disney hat sogleich negativ reagiert. Die fünf Prozent Verlust bei Disney haben uns allerdings beim PEH EMPIRE nicht gestört, da die Position voll abgesichert ist. Aber dies steht hinter der Systematik: Sie guckt quer in der Branche und vergleicht Chancen und Risiken. Wenn ein Unternehmen negativ berichtet, hat es auch Effekte auf die Mitbewerber. Entscheidend ist, dass es unser System rechtzeitig anzeigt und dass wir noch vor dem Markt die Signale haben. Dies hat bei Disney und Netflix hervorragend geklappt, bevor die negativen Nachrichten kamen.”

Unternehmen, die stark in Russland-Geschäfte involviert sind, werden beim PEH EMPIRE ebenso wie China-Aktien mit einem Negativ-Malus belegt, da das Zusatzrisiko nicht kalkulierbar ist. Es handelt sich dabei nicht um einen Eingriff in die Scores, sondern nur um einen zusätzlichen Risikofaktor in der Berechnung.

Gibt es ein Comeback der Tech-Aktien?

Die Branchen Computer, Halbleiter, Software und Internet wurden beim PEH EMPIRE in den letzten Wochen besonders stark abgesichert. Das Sentiment ist angeschlagen, da es zwei große Problemfelder gibt. Zum einen die Zinsen auf der Makroseite und zum anderen der Ukraine-Krieg als externer Einflussfaktor. In diesem Umfeld zählt jede Negativnachricht doppelt.

Martin Stürner sieht dennoch aufgrund der Mikro-Scores berechtigte Hoffnungen auf ein Comeback der Technologieaktien, vor allem derjenigen, die über komfortable Gewinne verfügen: “Es gibt sehr viele Technologieaktien, die ungerechtfertigterweise jetzt im Topf der Zinsabstrafen landen. Alles was Tech ist, wird momentan auf der Anlegerseite abgestraft, weil die Zinsen steigen. Dies ist jedoch ein Irrglaube. Beispielsweise haben Microsoft, Apple und Amazon gar kein Problem, wenn der Zins steigt. Es sind “Cash Cows”, die manchmal in einem Quartal so viel verdienen, wie ein Dax-Unternehmen an Marktkapitalisierung hat. Daher ist das, was am Markt umgesetzt wird, zwar für das eine oder andere Unternehmen in dem Bereich richtig, aber nicht für diejenigen, die “cash rich” sind. Ich gehe deshalb davon aus, dass sich die momentane Schieflage korrigieren wird und die Technologiewerte wieder zurückkommen werden.”

 

Quelle: CAPinside, Rainer Wagenhäuser, 30.04.2022